Mittelalterlicher Hypocras in Hattonchâtel

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Darf ich vorstellen: Dan Agerskov, der Cousin des Besitzers des Schlosses Hattonchâtel in Lothringen. Er hat ein Jahr lang in diesem Schloss gelebt. Dan und seine Frau haben unter meiner Regie eine Anzahl authentischer Mittelalterspeisen bereitet.

Heute haben wir Hypocras gemacht. 

Hypocras

1 Flasche Rotwein mit hohem Tanningehalt (75 cl/3 Becher)

125 gr Zucker

2 schwarze Pfefferkörner

1 Stange Zimt

2 Schoten Kardamom

1 Nelke

Langer Pfeffer

1/2 TL gemahlene Gewürzlilie

1/2 TL gemahlenen getrockneten Ingwer

1 TL  Paradieskörner

1 sauberes Baumwolltuch oder T-Shirt

Man braucht zunächst einen Rotwein mit viel Fülle und Körper, holzig und reich an Tannin, am besten aus einem Gebiet mit einer hohen Sonneneinstrahlung. In der Nacht davor haben wir  den Rotwein eines äußerst mutigen Winzers versucht, der sich als Einziger traut, Rotwein in Lothringen zu machen. Das funktioniert einfach nicht, der Wein war herb und als wir den Zucker hinzugaben war alles was übrig blieb nur ein honigsüßes, wässriges, Soft-Drink-ähnliches Gebräu. Wir warfen alles weg und besorgten und stattdessen einen kalifornischen Shiraz.

Man gieße den Wein in ein Gefäß oder Dekantierer (oder in eine Salatschüssel), hauptsache, man kann das Gefäß verschließen und den Wein so im Kühlschrank lagern.

Den Zucker hinzufügen.

Die Gewürze mit einem Mörser zermahlen. Man kann zudem etwas mehr Gewürze verwenden und sie ganz lassen, um zu verhindern, dass sich anschließend kleine Partikel im Wein befinden. 

In das Gefäß geben...

und riechen.

Am nächsten Tag müssen wir den Hypocras probieren. Dan hat diesen Teil gerne übernommen...

...gefolgt von seiner Frau Hanne. Etwas süß oder zu viel Gewürz? Füge noch etwas Wein hinzu. Noch nicht süß genug? Füge etwas Zucker hinzu.

Man gieße anschließend den Wein über das Baumwolltuch. Wir brauchen ein solches Baumwolltuch, weil kein Sieb derart fein ist, dass kleinste Gewürzreste (wie Gewürzstaub) zurück gehalten wird. Das Original, ein Rezept aus dem 14. Jahrhundert, sagt: Passe your wyne throu a Socke nine tymes untille clear.

Man entferne das Tuch...

... und schenke sich ein paar Tropfen in ein Glas ein.

Die Belohnung eines Tages harter Arbeit. Der Wein schmeckt wesentlich besser als das Original, mit einem würzigen Geschmack und einem samtenen, Port-ähnlichen Körper. Ein perfektes Party-Getränk, der Zucker verdeckt den Geschmack des Alkohols; Leute verlieren langsam ihre Hemmungen, eliminieren dann den Effekt des Alkohols durch das Essen und fahren sicher und wohlbehalten zurück. 

Mein Hypocras wurde zu einer Auswahl an örtlichen Enchiladas serviert, darunter auch der Préfet de la Meuse (in der braunen Jacke), der persönliche Gesandte des französischen Innenministers des Meuse-Departements. 

Für amerikanische Leser: Stellt euch vor, all eure 50 Staaten wären zehnmal so klein und der Governor wäre vom Presidenten gewählt, damit er gewährleistet, dass der Staat die Gesetze richtig anwendet.

So jemand ist dann ein französischer Préfet. 

Hubert Cremel, Jäger im Ruhestand und der Bratmeister unserer Wildschweine, nimmt einen Schluck meines Hypocras'. Der Préfet ist gegangen, ohne jemals das Wildschwein auch nur angesehen zu haben, beklagte er sich später. 

Dann bleibt mehr für uns!, tröstete ich ihn.

Dies hier ist der erste Artikel von sieben weiteren über meine Abenteuer in Hattonchâtel.  Siehe den Hauptartikel für mehr Informationen über das, was als Nächstes kommt... 

Hattonchâtel ist ein mittelalterliches Dorf in der Nähe Verduns im Nordosten Frankreichs. Das Schloss Hattonchâtel kann man unter  Ritz Resorts abrufen um dort seine Hochzeit zu planen, oder einfach mal eine Nacht dort zu verbringen...